Horst Mester

Horst Mester

Horst Mester (*10.06.1934 +25.11.1984)

 

Nachruf Horst Mester Westfalenpost vom  27.11.1984 (Werner Prünte)

Auf den Balearen blieb ihm nicht ein Vogel verborgen – Zum Tode von Prof. Dr. Horst Mester – Walramschüler

Menden/Fröndenberg. Im Alter von 50 Jahren entschlief am Sonntagmorgen der aus Fröndenberg gebürtige Prof. Dr. Horst Mester, der bis zum Abitur das Walram-Gymnasium in Menden besuchte und später nach dem Hochschulstudium an der Universität Münster die wissenschaftliche Laufbahn als Psychiater einschlug. Mit ungewöhnlichen Talenten und leidenschaftlichem Tatendrang ausgestattet, widmete sich Horst Mester in rastlosem Einsatz vor allem der Erforschung der Magersucht und ihrer Ursachen. Auf diesem Gebiet galt er als einer der profiliertesten europäischen Wissenschaftler. Sein Buch über dieses so aktuelle medizinische Thema spiegelt den Wissenstand unserer Zeit dazu wider. Große Vortragsreisen führten den Gelehrten, dessen Veröffentlichungen in vielen medizinischen Fachzeitschriften weite Verbreitung fanden, in die europäischen Metropolen der psychiatrischen Forschung: Auf Kongressen in Graz war er ein ebenso gern gesehener Gast wie in Amsterdam.

Doch der „stellvertretende Chef“ der Neurologischen Klinik in Münster war nicht nur eine Kapazität in seinem Spezialgebiet: Für alle Disziplinen der Naturwissenschaften in gleicher Weise aufgeschlossen und begeistert, erkannte schon der 20jährige – früher als seine Mitstreiter – die Warnzeichen einer drohenden Umweltkatastrophe. Der gebürtige Fröndenberger nutzte denn auch die „Kraft der jungen Jahre“, um die Ausstattung der heimischen Fauna und Flora für die Nachwelt aufzuschreiben. Wer heute eines seiner in Leder gebundenen Tagebücher – wahre Kunstwerke – in Händen hält, weiß nicht, was er daran mehr bewundern soll: Die wissenschaftliche Akkuratesse der unerschöpflichen Datensammlung oder die geniale Handschrift eines begnadeten Zeichners. Die heimische Naturforschung verdankt Horst Mester eine Fülle von vogelkundlichen Bestandsaufnahmen, die heute von unschätzbarem Wert sind. Die Erkenntnisse aus den Streifzügen durch die heimische Natur fanden ihren Niederschlag in mehr als 100 wissenschaftlichen Abhandlungen. Ohne die Mithilfe seiner Lebensgefährtin Renate wäre dieses Lebenswerk nicht zustande gekommen.
Prof. Dr. Mester galt als der beste Kenner der Vogelwelt der Balearen und der Pityusen: 35 Forschungsreisen führten ihn dort hin. Von einem unaufhaltsamen Herzleiden schon schwer gezeichnet, wagte er seine letzte Reise nach Formentera. Von den Strapazen dieser Abschieds-Exkursion hat er sich nicht mehr erholt. „Dort unten fühle ich mich eigentlich am wohlsten“, gestand er einem Freund, dessen Zuneigung er mit väterlicher Treue 30 Jahre hindurch belohnte. So fielen in seinem Leben Höhepunkt und Ende fast zusammen.
Heute nehmen die engsten Angehörigen und Freunde von diesem „grünen Preußen“ – so ein Mitarbeiter über ihn – auf dem Friedhof in Fröndenberg-Dellwig Abschied. Sein Werk lebt weiter in der Arbeit vieler Naturfreunde, die heute den Mendener und Fröndenberger Raum „faunistisch durchdringen“. Viele von ihnen wurden „von Mester infiziert“: Der Ausstrahlungskraft des Naturkenners und genialen Plauderers erlagen fast alle, die ihm begegneten.