Wiesenweihen-Brutvorkommen

Sie finden hier die von Doris Glimm und Ralf Joest vorgenommene „Dokumentation der Brutvorkommen und der Schutzmaßnahmen für Nester der Wiesenweihe in der Hellwegbörde 1966 bis 1992„, die eine Bilanz der mehr als 25-jährigen Weihenschutzarbeit in der Hellwegbörde unter Beteiligung heimischer Ornithologen zieht (hier auch als Download verfügbar).

 

Dokumentation der Brutvorkommen und der Schutzmaßnahmen für Nester der Wiesenweihe in der Hellwegbörde 1966 bis 1992

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Doris Glimm & Ralf Joest

 

Februar 2014

Vorbemerkung

Ab Mitte April kreisen die Gedanken wieder um die Wiesen- und Rohrweihen:

 

„…Wann treffen sie aus dem afrikanischen Winterquartier in ihrem Brutgebiet ein und wie viele kommen wieder? Wie waren die Flugbedingungen, bezogen auf Wetter und Nahrung? Wie viele Jagdreviere müssen die Weihen auf ihrem Herbst- und Frühjahrsflug überqueren, immer der Gefahr ausgesetzt, geschossen zu werden! Der Flug über das Mittelmeer scheint den Greifvögeln selbst an der schmalsten Stelle im Allgemeinen Schwierigkeiten zu bereiten. Ist die Thermik nicht ausreichend, kehren sie um und kommen wieder auf das Festland zurück. Manchmal mehrfach hintereinander. Kleinvögel und auch Schmetterlinge fliegen einfach los.

 

Die Suche im Kreis Soest beginnt…“

 

 

Einleitung

Der Schutz der seltenen und landesweit vom Aussterben bedrohten Wiesenweihe hat in der Hellwegbörde eine fast fünfzigjährige Tradition. Nachdem vorher immer wieder Einzelmeldungen mitgeteilt wurden, begann im Jahr 1966 auf Initiative von Werner Prünte die aktive Suche nach Wiesenweihennestern mit dem Ziel, durch Schutzvereinbarungen mit den Landwirten die im Getreide angelegten Nester vor dem Ausmähen zu bewahren. Bei den gemeinschaftlich durchgeführten Schutzbemühungen in der Hellwegbörde hatten von 1966 bis 1973 Theodor Trendelkamp, von 1974 bis 1979 Doris Glimm und von 1980 bis 1992 Doris Glimm und Werner Prünte die Federführung (Abbildung 1). Sie führten die Suche und die Schutzmaßnahmen rein ehrenamtlich neben ihrer jeweiligen ganztägigen Berufstätigkeit als Oberstudienrat in Soest, in der Tierproduktion bei der Landwirtschaftskammer Haus Düsse und als Redakteur der Westfalenpost in Menden mit hohem Zeitaufwand durch. Die Weihenbruten in den anderen Regionen Westfalens wurden im Raum Höxter/Steinheim von Ingo Kottmann, im Raum Warburg von Franz-Josef Laudage und Herbert Schröder betreut.

 

Viele Vogelkundler trugen durch Mitteilungen von Beobachtungen und Hilfe bei der Suche und Betreuung der Nester zum Weihenschutz bei. Stellvertretend seien hier Charlotte Glimm, Gerd Köpke, Helmut Petzold, Robert Plattfaut-Schumacher, Otto Raap und Thomas Raus genannt. Ab 1993 wurde der Weihenschutz durch die Biologische Station der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz bis 2005 von Manfred Hölker, ab 2006 von Hubertus Illner weitergeführt.

 

Die verfügbaren Angaben zu früheren Brutvorkommen der Wiesenweihe in Mittelwestfalen bis in die 1950er Jahre wurden schon an verschiedenen Stellen zusammengetragen (Peitzmeier 1979, Glimm et al. 2001, Illner 2008a) und die Bestandsentwicklung und die Brutverbreitung bis 1999 ausführlich zusammengefasst (Glimm et al. 2001, Hölker 2002a). Neben den jährlichen Berichten des Weihenschutzprogramms gibt der Brutvogelatlas von Nordrhein-Westfalen einen landesweiten Überblick über die aktuelle Brutverbreitung und Bestandssituation der Wiesenweihe (Illner 2013).

 

In dieser Zusammenstellung sollen die Brutverbreitung und die Schutzmaßnahmen für die Wiesenweihe in der Hellwegbörde in den Jahren 1966 bis 1992 aus den Aufzeichnungen von Theodor Trendelkamp und Doris Glimm dokumentiert werden. Ziel ist es, die privaten Aufzeichnungen und Erfahrungen für spätere räumliche und zeitliche Vergleiche verfügbar zu machen, ohne dass eine vollständige wissenschaftliche Auswertung des gesammelten Materials angestrebt wird.

 

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Abbildung 1: Links: Theodor Trendelkamp und Doris Glimm untersuchen eine junge Wiesenweihe (1980, Ch. Glimm). Rechts: Werner Prünte, hier mit einer jungen Rohrweihe (1989, D. Glimm).

 

Bearbeitungsgebiet

Das Bearbeitungsgebiet entspricht in seiner größten Ausdehnung etwa dem Gebiet der Kulturlandschaftsregion der Hellwegbörde (LWL 2010). Sie erstreckt sich entlang der heutigen Bundesstraße 1 über eine Länge von etwa 70 Kilometern von Unna im Westen bis Salzkotten im Osten. Die Meereshöhe nimmt gleichmäßig von ca. 70 Meter über NN im Nord-Westen auf maximal 410 Meter über NN im Süd-Osten zu. Der Haarstrang, dessen Untergrund aus karstigem Kalkgestein besteht, erhebt sich über die eigentliche Hellwegbörde und bildet die Schwelle zum sauerländischen Mittelgebirge. In der Hellwegbörde hat sich die Gestalt der durch günstige natürliche Voraussetzungen kulturhistorisch entstandenen offenen Agrarlandschaft bis heute erhalten. Der offene Charakter der Landschaft beruht, neben der überwiegenden ackerbaulichen Nutzung bei geringem Gehölzanteil, auf dem relativ geringen Grad der Zersiedelung. Im offenen Kulturland herrscht eine intensive ackerbauliche Nutzung vor. Besonders der Anbau von Wintergetreide, vor allem Weizen und Gerste, und verschiedenen Hackfrüchten wie Zuckerrüben ist typisch. In den höher gelegenen Lagen nehmen noch Raps, in den tiefer gelegenen Lagen Mais einen größeren Anteil der Nutzfläche ein. Ein Großteil der offenen Agrarlandschaft des Bearbeitungsgebietes wurde 2004 als Europäisches Vogelschutzgebiet Hellwegbörde ausgewiesen.

 

Datengrundlage und Vorgehen

 

Die Zusammenstellung beruht auf den privaten Tagebuchaufzeichnungen von Doris Glimm und dem Nachlass von Theodor Trendelkamp. Dieser liegt in Form von Übersichtstabellen und Karten vor. Ab 1982 wurden die Beobachtungen von Doris Glimm auf Karteikarten festgehalten. Die Lage der lokalisierten Nester wurde ab 1976 systematisch auf Karten im Maßstab 1:50.000 eingetragen. Diese Daten wurden in Tabellen aufgearbeitet und die Neststandorte im GIS digitalisiert. Dies erfolgte ebenfalls auf Kartengrundlagen im Maßstab 1:50.000. Die relative Lage der Neststandorte zu Landmarken wie Siedlungen, Gebäuden und Gehölzen und vor allem innerhalb des z.T. sehr dichten Wegenetzes (Feldwege) erlaubte eine feldgenaue Digitalisierung in diesem Maßstab. In wenigen Ausnahmefällen mit nicht exakt lokalisierbaren Standorten dürften sich die Nester innerhalb eines gedachten Kreises mit einem Radius von 250 m um den eingetragenen Punkt befunden haben. Vermutete Neststandorte von nicht lokalisierten Paaren und Aufenthaltszentren von Revierpaaren wurden nicht digitalisiert.

 

Suche der Bruten

 

In den 1950er Jahren beschränkten sich die Angaben auf schriftliche Meldungen von Gewährsleuten an Theodor Trendelkamp. Im Jahr 1966 berichteten Fröhling und Prünte (1966) über erste Schutzmaßnahmen für Wiesenweihenbruten bei Unna. Auf Anregung von Werner Prünte begann Theodor Trendelkamp ab diesem Jahr mit der Suche der Nester zunächst mit dem Fahrrad ab Soest oder ab dem Bahnhof Lippstadt und sporadischem PKW-Einsatz. Dadurch war in dieser Zeit der Aktionsraum auf das Umfeld von Soest bis Erwitte und Störmede beschränkt. Die Suche wurde zunächst, soweit bekannt, erst ab Anfang Juni begonnen.

 

Ab 1970 konnten die Kernbereiche der Vorkommen zwischen Soest und Geseke durch erhöhten Zeitaufwand und PKW-Einsatz von Doris Glimm intensiver kontrolliert und der Suchradius erweitert werden. Ab 1980 erfolgte durch Doris Glimm und Werner Prünte eine intensive, großflächige Suche, die auch Randbereiche nördlich der B1 bis Salzkotten, südlich der B1 bis Rüthen und Schlückingen, Wiehagen und Bönen mit einschloss (entspricht etwa dem heute bearbeiteten Kerngebiet). Ab jetzt erfolgten in der Brutsaison auch jährlich mehrere Fahrten in die Warburger Börde und auf die Paderborner Hochfläche. Im Jahr 1992 wurde Ralf Joest als Zivildienstleistender der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz für die Unterstützung freigestellt.

Die Suche der Bruten begann Mitte April. In allen für die Weihen geeigneten Gebieten wurde auf häufigen Fahrten nach Wiesenweihen Ausschau gehalten. Vorrangig wurden dabei die Gebiete aufgesucht, in denen die Paare im Jahr davor Bruterfolg hatten. Dies geschah auf Grund der oft gemachten Erfahrung, dass Weibchen mit Bruterfolg im darauf folgenden Jahr das gleiche Gebiet, bei günstigem Bewuchs sogar das selbe Feld, zur Brut aufsuchten. Für das Wiederaufsuchen des Brutgebietes und die Wahl des Brutplatzes ist demnach neben dem Nahrungsangebot und der Witterung auch das Brutergebnis des Vorjahres ein wichtiges Kriterium. Vermutliche Ersatzgelege wurden an Hand räumlicher und zeitlicher Kriterien Paaren zugeordnet, die ihre Brut vorher aufgegeben hatten.

 

Wenn Weibchen nach der Ankunft ortsfest ein paar Tage auf einem kahlen Feld neben einem Gerstenschlag saßen, war dies ein deutlicher Hinweis auf eine spätere Ansiedlung. Bringt ein Männchen Futter, legt er es in der frühen Phase meist auf der Erde neben dem Weibchen ab. Es entwickeln sich später die Balzflüge. Das Männchen taucht in das Getreide ein und bietet der Partnerin eine Stelle für den Horst an. Das Weibchen fliegt dazu. Damit steht das Brutfeld fest. Nistmaterial oder Beute tragende Weibchen wurden beobachtet, bis sie die gefundenen Teile ablegten und die jeweiligen Peilpunkte sofort notiert. In dieser Brutphase findet die Futterübergabe überwiegend in der Luft statt und ein Kröpfplatz, oft am Wegrand, wird aufgesucht. Die Peilungen müssen aus großer Entfernung gemacht werden, zum einen weil die Vögel sehr vorsichtig sind, zum anderen auch, damit nicht ein bis dahin unbekanntes Paar gestört wird.

 

Sitzplätze in Nestnähe auf Büschen oder Bäumen wurden nur in vier Fällen beobachtet. Im Jahr 1976 saßen Männchen und Weibchen eines Brutpaares bei Bad Westernkotten regelmäßig auf niedrigen Bäumen entlang eines Grasweges. In den anderen drei Fällen wurde jeweils nur das Männchen auf Apfelbäumen sitzend beobachtet.

 

Schutzmaßnahmen

 

Lokalisierte Nester wurden erst relativ spät, kurz vor der Ernte, kontrolliert und in Absprache mit dem Landwirt bis inkl. 1988 eine 10 x 10 Meter große Schutzzone mit für den Mähdrescherfahrer deutlich sichtbaren Eckstöcken um den Horst herum abgesteckt. Diese kleinen Getreideinseln fielen auf, so dass z.B. Neugierige, Hundehalter und Reiter störten und die Jungvögel zu Notflügen veranlassten. Auch Beutegreifer wie Füchse, freilaufende Hunde und Marderartige können diese leichter erreichen. Daher wurden die meisten Schutzzonen vollständig mit Kükendraht umzäunt und mit Vergrämungsmittel „verstänkert“ (Abbildung 2). Auf Grund dieser relativ kleinen Schutzzone war es auch nötig, während der Ernte am Nest anwesend zu sein. Je nach Alter der Jungen musste beim Mähen des Getreides, später auch beim Pressen des Strohs auf sie geachtet werden. Die Jungen verlassen die Horststelle oft ein paar Meter, meist in Richtung der mit Futter anfliegenden Altvögel. Machen die Ältesten eventuell einen Notflug, müssen sie während der Störung festgehalten werden. Wird nämlich ein Jungvogel, der einen kleinen Flug machen kann, von der Maschine überrascht, drückt er sich auf den Boden, anstatt aufzufliegen, und gerät in den Mähbalken.

 

Um diese Gefahren zu minimieren, wurden ab 1989 auf Anregung von Werner Prünte 50 x 50 Meter große Schutzzonen ausgewiesen, die wesentlich sicherer waren, daher wurde hier auf die Schutzzäune verzichtet. Trotzdem wurden auch diese Bruten bei der Ernte bewacht. Für die Bereitstellung dieser größeren Schutzzonen und den erhöhten Aufwand erhielten die Bewirtschafter Entschädigungen aus Landesmitteln. Vorher wurde den Landwirten für das Stehenlassen kleinerer Schutzzonen ein geringer Ausgleich von 50 bis 100 DM aus Mitteln der Jagdabgabe, einzelner Hegeringe oder der ehrenamtlichen Weihenschützer gezahlt.

 

Wenn möglich sollten die Schutzzonen über das Ausfliegen der Jungen hinaus bestehen bleiben. Bis zu ihrem Abflug im August kehren sie nämlich abends oder in ihrer Ruhephase gerne in das Nest oder seine Umgebung zurück. Daher wurden die Schutzzonen (-zäune) – soweit möglich – erst Mitte August aufgelöst. Dabei wurde in einigen Fällen beobachtet, dass sich in den letzten Tagen vor dem Start in das Winterquartier ein Teil der Jungen dem Männchen, der Rest dem Weibchen anschlossen. Dies ist möglicherweise abhängig vom Nahrungsangebot.

 

Hatte sich das Getreide nach Regenfällen zu sehr gelegt, so dass kein Schutz mehr bestand, wurden in einigen Fällen die Jungen in ein höchstens 30 Meter entfernt liegendes, noch nicht abgeerntetes Weizenfeld umgesetzt. Dabei musste dann durch lang anhaltende Beobachtung festgestellt werden, ob die in die hergerichtete Nestplattform umgesetzten Jungen tatsächlich von den jeweiligen Weibchen angenommen wurden. Manchmal half das Männchen, indem es entgegen dem üblichen Ablauf als Erster in dem neuen Horst sein Futter ablegte. In wenigen Notfällen wurden Eier oder Junge aus gefährdeten Bruten auf andere Nester verteilt. In anderen Fällen wurden die Jungvögel bei Futtermangel zugefüttert, indem Eintagsküken, tot gefundene Vögel oder Mäuse in die Nester gelegt wurden. Im witterungsbedingt sehr schlechten Jahr 1981 fanden sich zwei in der Notflugphase befindliche Wiesenweihenjunge mit erheblichen Verletzungen. Einer der beiden Jungvögel hatte ein Bein gebrochen, der Luftsack war beschädigt und es fehlten die Handschwingen. Das zweite Junge wies mehrere Brüche in einem Flügel auf und war schon sehr abgemagert. Es handelte sich um ein junges Männchen und ein junges Weibchen, die aufgenommen und später in einer Voliere aufgezogen wurden. Während das junge Männchen im folgenden Jahr ausgewildert werden konnte, wurde das junge Weibchen, weil es nicht mehr flugfähig wurde, im folgenden Jahr als Pflegling zum Tierpark Eekholt in Bad Segeberg gebracht.

 

Die wenigen Bruten in Feldgras waren besonders gefährdet, da sich das hoch gewachsene Gras schnell legte und somit keinen Schutz bot und schon Ende Mai geerntet wurde. Hinzu kam das Aufbringen von Gülle und der nachfolgende zweite Schnitt einige Wochen später. Daher wurden während der Eiablage in Feldgras gefundene Bruten gezielt gestört und für sie keine Schutzzone eingerichtet, damit die Weibchen in einem benachbarten Getreidefeld weiterlegen konnten. Dies ist in den meisten Fällen gelungen, so dass die bereits begonnenen Gelege der Erstbrut gesichert werden konnten. Andernfalls wäre dem Paar bei späterer Produktion eines Ersatzgeleges wertvolle Zeit und Energie verloren gegangen.

 

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Abbildung 2: Junge Wiesenweihe in einer umzäunten kleinen Schutzzone (1978, D. Glimm).

Bestandsentwicklung

 

Abbildung 3 zeigt die Zahl der Brutpaare und der Ersatz-/Nachgelege der Wiesenweihe in der Hellwegbörde von 1966 bis 1992. Die Bestandsentwicklung der Wiesenweihe wurde bereits von Glimm et al. 2001 dargestellt. Für die Jahre 1967 wurden ein und 1972 drei zusätzliche Neststandorte im Rahmen der hier vorliegenden Auswertung in den Unterlagen von Trendelkamp gefunden, so dass hier eine Abweichung gegenüber den 2001 publizierten Zahlen besteht (siehe Anhang 1).

 

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Abbildung 3: Zahl der festgestellten Brutpaare und der Ersatzgelege der Wiesenweihe in der Hellwegbörde in den Jahren 1966 bis 1992 (n=284 und 9 Ersatzgelege). Die Trendlinien bezeichnen den Bestandsverlauf für die Zeiträume 1970 bis 1979 und 1980 bis 1992, in denen der Suchaufwand jeweils etwa vergleichbar war.

 

Insgesamt hat die Zahl der erfassten Bruten der Wiesenweihe von einem bis vier Paaren Ende der 1960er Jahre auf 19 bis 24 Paare Anfang der 1990er Jahre zugenommen. Diese Entwicklung ist einerseits sicherlich auf die Intensivierung der Erfassung durch größere Mobilität und höheren Zeitaufwand (siehe oben) zurückzuführen, spiegelt aber auch den Erfolg der Schutzmaßnahmen wieder. Dies zeigt die Entwicklung im Zeitraum von 1980 bis 1992, in dem der Bestand zunahm, obwohl das Untersuchungsgebiet nicht weiter vergrößert wurde und der Suchaufwand etwa gleich blieb. Nach Einführung der Flächenstilllegung 1988/1989 kam ein verbessertes Nahrungsangebot auf den sich entwickelnden Stilllegungsflächen als begünstigender Faktor hinzu (siehe sonstige Beobachtungen zu Landschaftswandel und Naturschutz). Eine ähnliche Entwicklung fand auch in den benachbarten Regionen der Paderborner Hochfläche und der Steinheimer und Warburger Börde statt, so dass der erfasste Gesamtbestand der Wiesenweihe in Westfalen zunahm (Glimm et al. 2001). Schon damals wurde angenommen, dass diese Zunahme auch durch Ansiedlung von Weihen aus weiter entfernt gelegenen Brutgebieten erfolgte und so auch ein genetischer Austausch zwischen den Regionen stattfand.

 

Brutverbreitung und Verteilung der Bruten auf verschiedene Feldfluren

 

Die Lage der Neststandorte der Wiesenweihe von 1966 bis 1992 und der regelmäßig besiedelten Feldfluren ist in Abbildung 4 und detailliert im Anhang 5 dargestellt. Wo dies möglich ist, wird auch die Lage der Ersatz- und Nachgelege von zuvor erfolglosen Brutpaaren angegeben. Dabei war es in zwei Fällen (1968 bei Eikeloh, 1971 bei Menzel) nicht möglich, die Lage eines Neststandortes mit ausreichender Genauigkeit zu rekonstruieren, so dass hier die Zahl der digitalisierten Neststandorte (n=291) geringer ist als die Zahl der angegebenen Bruten inklusive Ersatzbruten (n=293).

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Abbildung 4: Lage der lokalisierten Bruten der Wiesenweihe (inkl. Ersatzbruten) und der regelmäßig besiedelten Feldfluren in der Hellwegbörde in den Jahren 1966 bis 1992. Feldfluren von West nach Ost: 1 Hemmerde, 2 Schlückingen, 3 Vierhausen, 4 Weslarn, 5 Seringhausen, 6 Enkesen im Klei, 7 Wiggeringhausen, 8 Völlinghausen, 9 Stirpe, 10 Weckinghausen, 11 Anröchte, 12 Bad Westernkotten, 13 Erwitte, 14 Bökenförde, 15 Menzel, 16 Mittelhausen, 17 Langeneicke, 18 Ehringhausen, 19 Bönninghausen, 20 Verner Holz, 21 Hölterhof, 22 Thüle.

Die Neststandorte konzentrieren sich in einem Gürtel entlang des Hellwegs (B1) am Übergang der Unterbörde zum Haarstrang, seltener in den höheren Lagen des Haarstrangs. Dies ist vermutlich auf den hier verbreiteten Anbau von für die Nestanlage geeignetem Getreide zurückzuführen. In den höheren Lagen ist das Getreide klimatisch bedingt zur Zeit der Nistplatzwahl im Mai noch weniger weit entwickelt und durch den mageren Boden am Haarstrang weniger wüchsig, so dass es nicht genügend Deckung bietet.

 

Die Brutverbreitung der Wiesenweihe im dargestellten Zeitraum zeigt eine bemerkenswerte Konstanz, indem einzelne Bereiche oder Feldfluren über längere Zeiträume Jahr für Jahr von Brutpaaren besetzt wurden (Tabelle 1). Die Mehrzahl der Bruten fand in nur wenigen Feldfluren statt. Beispiele sind die Feldfluren Langeneicke, Thüle, Hölterhof, Bökenförde und Mittelhausen, in denen zusammen mehr als die Hälfte aller Bruten stattfanden und die zum Teil auch heute noch von der Wiesenweihe besiedelt werden (Abbildung 5).
Tabelle 1: Verteilung der lokalisierten Bruten der Wiesenweihe (inkl. Ersatzbruten) in der Hellwegbörde in den Jahren 1966 bis 1992 auf verschiedene Feldfluren. Die Reihenfolge ist von West nach Ost angeordnet. Fett hervorgehoben sind Feldfluren im Kernbereich Soest-Geseke.
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Abbildung 5: Verteilung der lokalisierten Bruten der Wiesenweihe (inkl. Ersatzbruten) in der Hellwegbörde in den Jahren 1966 bis 1992 auf verschiedene Feldfluren (n=291).

 

Die Bruten waren in den einzelnen Jahren ungleichmäßig auf die einzelnen Feldfluren verteilt. Obwohl es in jedem Jahr auch zu mehr oder weniger isolierten Einzelbruten kam, gab es oft größere Konzentrationen in einer Feldflur, wie zum Beispiel acht Bruten 1992 in der Feldflur Langeneicke. Dabei bestand ein deutlicher positiver Zusammenhang zwischen der Gesamtzahl der Bruten pro Jahr und der Maximalzahl der in einer Feldflur im selben Jahr gleichzeitig stattfindenden Bruten (R² = 0.63). Dieser Zusammenhang beruht offenbar auf dem bei größerer Dichte kolonieartigen Ansiedlungsverhalten der Art. Zusätzlich kann die Anwesenheit bereits mehrerer balzender Paare durch soziale Attraktion zu weiteren Ansiedlungen führen, so dass es sich hier um einen sich selbst verstärkenden Vorgang handeln könnte.

 

Die Mehrzahl der Neststandorte der Wiesenweihe aus dem Bearbeitungszeitraum liegt im heutigen Europäischen Vogelschutzgebiet Hellwegbörde, die meisten auch in den sogenannten Kernfreiräumen, wie sie in der Karte zur Hellwegbördevereinbarung abgegrenzt wurden. Ausnahmen sind die Feldfluren östlich von Erwitte und Anröchte und westlich von Salzkotten. Die Verteilung der Neststandorte bestätigt auch die Ergebnisse von Griesenbrock (2006). Die von ihm vorgenommene Auswertung der Neststandorte der Jahre 2001 bis 2003 ergab, dass die Wiesenweihe bei der Nistplatzwahl weiträumig offene Feldfluren bevorzugt und einen Mindestabstand zu als Sichtblenden wirkenden Elementen wie Siedlungen, Wäldern und Gehölzen einhält. Diese Ergebnisse zeigen, dass die offenen Feldfluren der Hellwegbörde seit mehr als vierzig Jahren nachweislich eine hohe Bedeutung für die Erhaltung der lokalen Population der Wiesenweihe haben.

 

Auf der anderen Seite sind ehemals bedeutende Feldfluren (z.B. Weslarn, Weckinghausen, Bökenförde), die über mehrere Jahre regelmäßig besetzt waren, ohne erkennbaren Grund lange nicht mehr besiedelt, während es in anderen Bereichen zu späteren Neuansiedlungen (z.B. Hölterhof, Thüle) kam. Diese Verlagerungen der bevorzugten Brutbereiche über die Jahrzehnte unterstreicht die Notwendigkeit des Flächenschutzes, da solche Umsiedlungen auch bei weiter zunehmenden Flächenverbrauch dauerhaft möglich bleiben müssen. In einigen Fällen sind früher besetzte Feldfluren heute nicht oder kaum mehr besiedelbar, da sie abgegraben wurden (Erwitte) oder Gewerbe- oder Siedlungsgebiete zu nah an sie herangerückt sind (westlich Langeneicke, westlich Salzkotten, Abbildung 6).

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Abbildung 6: Einige der früher von der Wiesenweihe besiedelten Feldfluren sind heute nicht mehr nutzbar, da sie als Gewerbegebiet (westlich Salzkotten) oder Steinbrüche (östlich Erwitte) genutzt werden (Januar 2014, R. Joest, R. Wagner).

 

Neststandorte

 

Insgesamt lagen für 284 Bruten (inkl. Ersatzbruten) Angaben zum Neststandort vor. Davon waren etwa drei Viertel der Nester in Gerste angelegt, gefolgt von Weizen, Roggen, Feldgras und Raps. Die übrigen Bruten fanden in „Landsberger Gemenge“ (Inkarnatklee, Wicke und Welsches Weidelgras), Luzerne und Klee sowie in einer Brache statt (Abbildung 7).
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Abbildung 7: Verteilung der Bruten (inkl. Ersatzgelege) der Wiesenweihe in der Hellwegbörde in den Jahren 1966 bis 1992 auf verschiedene Feldfrüchte (n=284 mit Angaben).

 

Bei der Wahl der Neststandorte ist im Laufe der Beobachtungsjahre eine Veränderung der Anteile der genutzten Feldfrüchte erkennbar (Tabelle 2). Dies beruht vermutlich auf einer Verschiebung der angebauten Feldfrüchte, aber auch auf einer Veränderung der Struktur der Bestände auf Grund unterschiedlicher Sorten und Anbaumethoden. Raps wurde nur zu Beginn der 1970er Jahre als Neststandort gewählt. Da Raps auch heute noch in großen Flächenanteilen angebaut wird, ist anzunehmen, dass die Struktur der Rapsbestände früher auf Grund anderer Sorten besser für die Nestanlage geeignet war. Nach der Umstellung von Eruca-haltigem Raps auf 00-Sorten wuchs der Raps dichter auf und war für die Weihen weniger geeignet.

Tabelle 2: Verteilung der Bruten der Wiesenweihe (inkl. Ersatzbruten) in der Hellwegbörde in den Jahren 1966 bis 1992 auf verschiedene Feldfrüchte.

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Auch die Leguminosen (-gemenge) wurden nur bis etwa Mitte der 1970er Jahre als Neststandorte gewählt, wobei dies hier vermutlich auf einen Rückgang des Anbaus dieser Feldfrüchte zurückzuführen ist. Dies dürfte auch für den Roggen gelten, der bis 1977 regelmäßig, bis 1986 noch vereinzelt für die Nestanlage genutzt wurde.

 

Weizen wurde dagegen erst ab 1981 regelmäßig als Neststandort gewählt. Vermutlich trat er an Stelle der früher häufiger genutzten Feldfrüchte (Roggen, Raps). Dabei wurde der Weizen meist erst bei späten Bruten oder Ersatzgelegen genutzt.

 

Nach Einführung der marktbedingten Flächenstilllegung 1988 fand die einzige Brut in einer Ackerbrache 1992 auf einer grasigen Stilllegungsfläche bei Menzel – Kellinghausen statt. Leider verlief diese Spätbrut erfolglos. Am 8. Juli wurden noch vier Eier festgestellt und am 5. August vier Jungvögel beringt. Am 18. August wurden noch zwei der Jungvögel mit abgebissenen Federn verwest gefunden.

Bruterfolg und Verlustursachen

 

Der Bruterfolg schwankte um einen Median von 1,9 flüggen Jungvögeln pro Paar (0,7 bis 3,1), ohne dass ein deutlicher zeitlicher Trend erkennbar war (Abbildung 8). Da die erste Nestkontrolle aus Schutzgründen sehr spät, kurz vor der Ernte erfolgte, wurden frühe Verluste unterschätzt, darüber hinaus sind die hier ermittelten Werte auf Grund der aufwändigen Schutzmaßnahmen nicht mit einer unbeeinflussten Situation vergleichbar. Dies gilt selbstverständlich vor allem für Verluste durch die Ernte, aber in geringerem Umfang auch für andere, durch die Betreuung und die eingerichteten Schutzzonen mitbeeinflusste Faktoren wie z. B. Verluste durch Beutegreifer.
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Abbildung 8: Brutergebnisse der Wiesenweihe in der Hellwegbörde in den Jahren 1966 bis 1992.

 

Ausgesprochen erfolgreiche Jahre (>2,5 Jungvögel/Paar) waren die Jahre 1967, 1970, 1971, 1974, 1976, 1977, 1980, 1988, 1989, 1990 und 1992. Für die Jahre 1974 und 1980 geht aus den Aufzeichnungen über das Jagdverhalten hervor, dass in diesen Jahren ein reichliches Mäuseangebot herrschte (Gradationsjahre). Ab 1989 haben sicherlich auch die auf 50 x 50 Meter vergrößerten Schutzzonen zur Verringerung von Verlusten beigetragen.

 

Jahre mit besonders geringem Bruterfolg (<1,5 Jungvögel pro Paar) waren die Jahre 1966, 1968, 1972, 1975, 1979, 1981, 1984, 1985 und 1987. Für die Jahre 1979, 1985 und 1987 sind jeweils sehr geringe Mäusebestände und damit ein schlechtes Nahrungsangebot vermerkt. Für die Jahre 1975, 1981 („Katastrophenjahr“ siehe unten), 1984 und 1987 sind jeweils große Verluste auf ungünstige Witterung und Starkregen während der Aufzuchtzeit zurückzuführen.

Unter den bekannten Ursachen war der Verlust von Eiern während der Bebrütung (nicht geschlüpft oder verschwunden) die häufigste, gefolgt von Verlusten durch Beutegreifer (Tabelle 3). Dabei wurde versucht, die Artzugehörigkeit des jeweiligen Beutegreifers an Hand von Spuren (Trittsiegeln, Losung und Bissmarken) zu ermitteln, die meisten konnten aber nicht eindeutig identifiziert werden. In vielen Fällen dürften neben den vermuteten Hunden und Füchsen Marderartige verantwortlich sein, da die Jungen nur kleine Bissspuren am Hals aufwiesen und sonst nicht angefressen („ausgesaugt“) im Nest gefunden wurden. Eindeutig belegte Verluste durch Hunde waren in vier Fällen mit 13 Jungen und Verluste durch Füchse in zwei Fällen mit acht Jungen die Ursache. (Raben-)Krähen wurden nur in einem Fall für den Verlust von vier Jungen verantwortlich gemacht. In einem Fall wurden zwei Junge vermutlich von einer Rohrweihe erbeutet. Allerdings kann heute nicht mehr geklärt werden, ob ein Teil der Verluste durch Beutegreifer nicht auch als sekundäre Verluste nach Wirkung anderer Faktoren, vor allem den freigemähten kleinen Schutzzonen, aber auch Störungen oder Nahrungsmangel gelten müssen.

Tabelle 3: Bruterfolg und Verlustursachen (bezogen auf Eier bzw. Jungvögel) bei Bruten der Wiesenweihe in der Hellwegbörde in den Jahren 1966 bis 1992.

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Eine weitere bedeutende Verlustursache war ungünstige Witterung und Regen, insbesondere in den beiden Jahren 1981 und 1984. Bei Verlusten durch Regen und Kälte waren die Jungvögel, ggf. kombiniert mit geringem Jagderfolg, verklammt und geschwächt. Davon zu unterscheiden ist Nahrungsmangel durch eine schlechte Nahrungs- bzw. Jagdsituation, die in Mäusemangeljahren auch unabhängig von der Witterung auftreten konnte.

 

Ein Beispiel für den Einfluss des Wetters ist das „Katastrophenjahr“ 1981. Durch starken Ostwind kam es zunächst zu einem verspäteten Brutbeginn. Dann führte ein Dauerregen in der Nacht vom 28. auf den 29. Juni und am Folgetag mit mindestens 110 Liter pro qm dazu, dass etwa die Hälfte der jungen Wiesenweihen (17 Jungvögel) ertranken. Bei den Horstkontrollen am frühen Morgen stellte sich heraus, dass die Nester förmlich überschwemmt waren. Nur wenige, die leicht erhöht gebaut waren, lagen nicht direkt im Wasser, waren aber zum Teil von den Weibchen verlassen worden, so dass die Jungen verklammt waren. Auf einem Horst bei Langeneicke saß das Weibchen auf ihren toten Jungen. Das Weibchen war selbst so durchnässt, dass es nicht auffliegen konnte. Rettungsversuche, die noch überlebenden Jungen zu wärmen und die Horste mit trockenem Material höher zu legen, blieben erfolglos. Solche Starkregen führten nicht nur zum direkten Verlust der Bruten, sondern auch zum Rückgang des Nahrungsangebots, da auch die Mäuse in ihren Gängen ertrinken.

 

Mehr als 90 Prozent aller 293 gefundenen Nester wären ohne die Schutzmaßnahmen der Ernte zum Opfer gefallen, so dass die aufwändigen Maßnahmen generell notwendig waren. Trotzdem konnten auch Verluste durch die Ernte nicht ganz verhindert werden, so dass ihr in acht Fällen 14 Jungvögel zum Opfer fielen. Dies trat ein, wenn ein Teil der Junvögel das Nest schon verlassen hatte und nicht mehr gefunden wurde („Notflug“) oder die Jungen beim Strohpressen umkamen.

 

Auf der anderen Seite kamen 19 kontrollierte Bruten ohne Schutzmaßnahmen gegen Verluste durch die Ernte aus, da der Ausflugtermin vor der Ernte lag. Dies war der Fall, wenn sich durch lang anhaltende Regenphasen die Ernte verspätete. Dennoch war vorher die Suche und Beobachtung der Paare und das Markieren der Nester nötig, da dies nicht vorauszusehen war. Dabei ist ein zeitlicher Trend nicht erkennbar. Es lässt sich aber festhalten, dass sich im Untersuchungszeitraum wenigstens einige Paare (meist Weizenbruten) auch ohne Schutz erfolgreich reproduzieren konnten.

 

Die übrigen Verlustursachen wie Verletzungen, Nahrungsmangel, durch Regen niederliegendes Getreide und Krankheiten spielten nur eine relativ untergeordnete Rolle.

 

Menschliche Verfolgung als Verlustursache konnte nicht immer eindeutig nachgewiesen werden, 1982 wurden zwei Fälle und 1992 ein Fall vermutlich direkter menschlicher Einflussnahme dokumentiert:

 

Am 12. Juli 1982 umzäunten wir in Stirpe beim Mähen einen Horst mit vier Jungen mit dem üblichen, einen Meter hohen Drahtgeflecht, da in der Umgebung ein Fuchs beobachtet wurde. Sechs Tage später war der Schutzzaun zerstört und die Jungen verschwunden. Am 19. Juli erstattete ich in Soest Anzeige bei der Kripo. Am 22. Juli brachte der Soester Anzeiger einen Bericht über den Diebstahl. Es ist das erste Mal, dass in einer Zeitung von Wiesenweihen berichtet wurde. Bei unserem Besuch bei dem die Untersuchung leitenden Beamten in Lippstadt vertrat dieser die Ansicht, ein Fuchs habe die Jungen geholt. Auch die vorgelegten Fotos des niedergedrückten Zauns vermochte den Beamten nicht von seiner falschen Vorstellung abzubringen.
Am nächsten Tag wurde aus einem Gelege in Verlar das einzige Junge, etwa zehn Tage alt, gestohlen. Der Landwirt hatte beim Mähen der Wintergerste ca. 80 qm um den Horst stehen lassen und das Feld beackert. Von der Straße führte eine deutliche Autospur ca. 120 m weit ins Feld zum Horst“ (Theodor Trendelkamp).

 

Am 15. Juli 1992 wurden bei Mittelhausen in einer am 9. Juli ummähten Schutzzone zwei Jungvögel beringt. Am 31. Juli wurde ein Junges tot auf dem Feldweg und abgebissene Federn in einer Hecke gefunden. Das Bein mit dem Ring der Vogelwarte war abgeschnitten.“ (Doris Glimm).

 

Verluste von Altvögeln

 

Verluste von Altvögeln wurden nur in vier Fällen dokumentiert. Davon waren drei Männchen und ein Weibchen betroffen:

 

Im Jahr 1971 wurde ein Männchen bei Opmünden tot gefunden. Es gehörte zu einem Brutpaar bei Weslarn. Die Jungvögel waren in der Folge unterernährt und die Brut ging verloren. Am 18. Mai 1979 wurde ein Männchen bei Lohne mit Brustverletzungen gefunden und am 14. Juni 1979 ein weiteres Männchen mit gebrochenem Flügel unter einer Hochspannungsleitung.

 

Am 24. Juli 1986 wurden westlich von Verne ein Weibchen und drei Junge tot direkt neben dem Horst in einer Schutzzone vier Tage nach der Mahd gefunden. Eine Röntgenaufnahme durch den Tierarzt Dr. Meyer zeigte keine Bleirückstände. Die Untersuchung durch Frau Dr. Bunzel ergab Hauptwunden direkt unter einem Flügel, an einer Seite ein fast pfenniggroßes Loch, an der anderen Seite drei kleine Löcher in der Haut. Durch den Körper ging ein Kanal. Wahrscheinlich war die Lunge verletzt. Zu den Verletzungen würde der Biss eines großen Hundes passen.

 

Rückstandsanalysen

In den 1950er und 60er Jahren waren bei einigen Greifvogelarten massive Bestandsrückgänge festzustellen, teils bedingt durch menschliche Verfolgung, teils bedingt durch die Auswirkungen der chemischen Umweltbelastung. Umfangreiche Untersuchungen, insbesondere durch das Tierhygienische Institut in Freiburg, hatten dazu beigetragen, den Zusammenhang zwischen Bestandsrückgang und chemischen Rückständen auch für Greifvogelarten in Deutschland zu erhellen. Ab 1973 wurden auch von der Wiesenweihe in der Hellwegbörde erfolglos bebrütete Eier für Rückstandsanalysen gesammelt. Die Ergebnisse flossen in verschiedene Publikationen zur Schadstoffbelastung von Greifvögeln in Deutschland ein (Bednarek et al. 1975, Conrad 1977, 1981, Denker et al. 2003, Hölker 2002b).

 

Das erste Ei aus dem Jahr 1973 wurde im Institut für Lebensmittelchemie der Universität Münster auf chlorierte Kohlenwasserstoffe und im Chemischen Landesuntersuchungsamt NRW in Münster auf Quecksilbergehalte untersucht. Die Ergebnisse zu allen übrigen Eiern gehen allesamt auf Analysen im Tierhygienischen Institut Freiburg durch Dr. Bernd Conrad zurück. Untersucht wurden von den chlorierten Kohlenwasserstoffen Hexachlorbenzol (HCB), Hexachlorcyclohexan (HCH-Isomere), Heptachlor, Heptachlorepoxid, p,p’-DDE, Dieldrin und polychlorierte Biphenyle (PCB). Von einem Ei wurde auch die Konzentration von Quecksilber (Hg) bestimmt. Eine genauere Beschreibung der Methode gibt Anhang 2.

 

Die Rückstandskonzentrationen lagen in den fünf Eiern, die 1977 einem erfolglos bebrüteten Wiesenweihengelege entnommen wurden, allesamt auf einem einheitlichen Niveau. Aus diesem Grunde werden im Folgenden mittlere Werte für dieses Gelege zugrundegelegt. Bei allen übrigen Analyseergebnissen wird von verschiedenen Gelegen ausgegangen. Die bedeutendsten Rückstände der Höhe nach hatten das DDE, gefolgt von PCB und HCB. Eine Veränderung des Konzentrationsniveaus der einzelnen Substanzen war innerhalb des Zeitabschnittes zwischen 1973 und 1980 nicht erkennbar. Die Einzelwerte sind Anhang 2 zu entnehmen.

 

In allen 26 untersuchten Eiern konnte DDE nachgewiesen werden. Die höchste Konzentration wies ein Ei aus 1981 mit 185 ppm auf. Die mittlere DDE-Konzentration (transformierte Log-Werte) lag etwa bei 8 ppm. Die HCB-Konzentrationen schwankten geringfügig zwischen 0,17 ppm und 5 ppm mit einem Mittelwert von 1,15 ppm. PCBs konnten ebenfalls in allen Proben nachgewiesen werden, zum Teil allerdings nur im Bereich der Nachweisgrenze. Bei Eiern mit deutlich nachweisbaren Konzentrationen lag der mittlere Wert bei 4,8 ppm. Maximal wurden 12,6 ppm PCB in einem Ei aus dem Jahr 1976 gefunden. Dieldrin konnte in 14 von 26 Eiern nachgewiesen werden. Der höchste Werte lag bei 7,5 ppm. Eier mit messbaren Dieldrin-Konzentrationen enthielten durchschnittlich 2 ppm Dieldrin. Heptachlorepoxid war in 21 von 26 Eiern nachweisbar. Als höchste Konzentration wurden 4,6 ppm gemessen. Im Mittel wurden bei Eiern mit messbarer Konzentration 1,16 ppm nachgewiesen. HCH und Heptachlor war nur in wenigen Einzelfällen und dann lediglich in kaum messbaren Größenordnungen feststellbar.

 

Wiesenweihen ernähren sich im Brutgebiet hauptsächlich von Mäusen, Kleinvögeln und Insekten. In Jahren mit geringen Mäusebeständen kann der Anteil erbeuteter Vogelarten deutlich erhöht sein. Im afrikanischen Überwinterungsgebiet werden überwiegend Heuschrecken und andere Insekten erbeutet. Insgesamt steht damit die Wiesenweihe in der Trophiestufe unter den vogel- und fischfressenden Arten mit zur damaligen Zeit hohen Rückstandsgehalten. Vergleicht man die Konzentrationen der untersuchten Wiesenweiheneier mit Ergebnissen, die für 25 in den Jahren 1972 und 1973 gesammelte Sperbereier aus dem Münsterland ermittelt wurden (Bednarek et al. 1975), so lagen die DDE-Konzentrationen mit im Schnitt 19,7 ppm (5,7 – 66 ppm) mehr als doppelt so hoch wie bei den Eiern der Wiesenweihe. Auch die PCB-Konzentrationen lagen beim Sperber mit durchschnittlich 85,1 ppm (20 – 270 ppm) um ein Vielfaches höher als bei der Wiesenweihe mit etwa 5 ppm. Deutliche Unterschiede ergaben sich auch beim HCB, dessen Konzentration in Sperbereiern durchschnittlich bei 14,7 ppm lag, im Vergleich zu den Eiern der Wiesenweihe mit nur rund 2 ppm. Beim Dieldrin fielen die Konzentrationen in den Eiern beider Arten ähnlich hoch aus.

 

Auch die Ergebnisse für 315 analysierte Sperbereier aus dem südlichen Kreis Warendorf und teilweise auch dem nördlichen Kreis Soest aus dem Zeitraum 1981 bis 1987 (Beyerbach et al. 2000) übertreffen deutlich das Konzentrationsniveau, das in den siebziger Jahren in Eiern der Wiesenweihe festgestellt werden konnte. Trotz der zum Teil hohen Konzentrationen in den Sperbereiern verdoppelte sich dort der Sperberbestand in der ersten Hälfte der 1980er Jahre. Man kann also davon ausgehen, dass ein kritischer Schwellenwert, ab dem Brutverluste zu erwarten sind, nicht oder nicht mehr erreicht wurde. So waren in diesem Gebiet zur damaligen Zeit auch keine Brutverluste durch Eibruch feststellbar. Auch wenn Greifvogelarten unterschiedlich empfindlich sein können, so ist es unwahrscheinlich, dass Wiesenweihen durch die festgestellten und vergleichsweise niedrigen Rückstandsgehalte negativ beeinträchtigt worden sind. Zumindest ergaben sich bei der Freilandarbeit zum Schutz der Wiesenweihe keine Anhaltspunkte, die auf negative Auswirkungen von chemischen Rückständen hätten hindeuten können.

 

Wiederfunde beringter Vögel

In der Anfangszeit wurden nur einzelne Bruten durch Theodor Mebs und W. Prünte beringt. Ab 1976 wurden alle Jungvögel im Nest mit Ringen der Vogelwarte Helgoland beringt. Die Beringung erfolgte durch T. Trendelkamp, D. Glimm und W. Prünte, im Jahr 1993 durch D. Glimm in Zusammenarbeit mit M. Hölker.

Insgesamt gelangen 19 Wiederfunde von in der Hellwegbörde als Nestling beringten Wiesenweihen. Davon stammen neun Wiederfunde von Jungvögeln, die nach der Beringung noch im Nestumfeld umkamen. Die vorliegende Zusammenstellung enthält nur die zehn Wiederfunde, die entweder aus späteren Lebensjahren oder aus größerer Entfernung vom Beringungsort stammen (Tabelle 4).

 

Tabelle 4: Wiederfunde von in der Hellwegbörde zwischen 1966 und 1993 beringten Wiesenweihen.

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Zwei Jungvögel wurden jeweils etwa sechs Wochen nach dem Ausfliegen noch in fünf bis 18 Kilometer Entfernung vom Beringungsort tot gefunden. Diese Funde fallen in die Zeit der Auflösung der Familienverbände und des Abzugs. Vermutlich auf dem Zug und im Winterquartier wurden fünf beringte Vögel wiedergefunden. Zwei Funde aus Italien und einer aus Frankreich sprechen für die Überquerung des Mittelmeeres über eine südöstliche, oder aber eine südwestliche Route. Aus dem Winterquartier oder noch vom Zugweg stammen zwei Funde aus Algerien und aus Dahomey, dem heutigen Benin, in Westafrika.

 

Von den während der Brutzeit wiedergefundenen Ringvögeln wurden zwei in der Hellwegbörde bzw. in Nordwürttemberg wiedergefunden. Dabei muss unklar bleiben, ob es sich hier schon um Brutansiedlungen handelte, da sie erst im zweiten oder dritten Kalenderjahr waren.

 

Die festgestellten Todesursachen der wiedergefundenen Wiesenweihen waren einmal die Jagd und zweimal der Straßenverkehr sowie eine Erbeutung durch ein Wildtier. Für die übrigen wurden nur ungeklärte allgemeine Verletzungen angegeben. Sechs Vögel wurden noch im ersten oder zweiten Kalenderjahr wiedergefunden, die übrigen erreichten ein Alter von drei, sechs, sieben und fünfzehn Jahren.

 

Bemerkenswert ist die Geschichte des Ringvogels 4208501, der am 7. Juli 1993 bei Hölterhof nestjung von Doris Glimm beringt wurde und nach 14 Jahren im August 2007 nur 15 Kilometer vom Beringungsort als brütendes Weibchen von Christiane Trierweiler, Joana Arisz und Hubertus Illner wieder gefangen wurde. Der „Margret“ getaufte Vogel wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes von Wissenschaftlern der Universität Groningen mit einem Sender versehen: „Ihre Wanderung beobachteten unsere niederländischen Kollegen angesichts ihres hohen Alters mit besonderer Aufmerksamkeit. Problemlos flog sie auf direktem Wege nach Mali. Nach einem gut verlaufenen Winteraufenthalt wählte sie nicht etwa die leichteste Route über Gibraltar, sondern einen geraden Weg über das Mittelmeer.“ (Illner, ohne Jahr). Sie erreichte am 11. Mai 2008 wieder die Hellwegbörde, wo sie sich verpaarte und ein Nest baute, aber keine Eier mehr legte. Anschließend hielt sie sich noch bis Ende August im Thüringer Becken auf. Mit ihren 15 Jahren ist Margret die älteste bekannte Wiesenweihe geworden und hat in ihrem Leben eine unglaubliche Zugstrecke zurückgelegt, um doch der Hellwegbörde treu zu bleiben (Illner 2008b, Illner, ohne Jahr).

 

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Abbildung 9: Zugweg der Wiesenweihe „Margret“ 2007/2008. Blau: Wegzug im Herbst 2007, Rot: Heimzug im Frühjahr 2008 (Quelle Illner 2008b).

Phänologie

 

Einen Überblick über die phänologischen Daten der Wiesenweihenbruten gibt Anhang 3. Die festgestellte Ankunft lag in der Zeit zwischen dem 12. April (1981) und dem 13. Mai (1986), in den meisten Fällen in der letzten April- oder ersten Mai-Dekade. Beobachtungen von Balz und Paaren am späteren Horstfeld fallen überwiegend auf die erste und zweite Mai-Dekade. Nestbau und andere Aktivitäten am Horst wurden ab Mitte Mai beobachtet.

 

Die festgestellten oder aus dem geschätzten Alter der Jungen zurückgerechneten ersten Schlupftermine lagen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, in der zweiten Juni-Dekade. Die ersten Flugbeobachtungen von Jungvögeln fallen in den meisten Jahren auf die zweite Juli-Dekade, die letzten Beobachtungen der Jungen im Nestbereich in den August. Dabei ist ein zeitlicher Trend der Verschiebung der Schlupf- bzw. Ausfliegedaten im Betrachtungszeitraum nicht erkennbar. Spät- oder Nachgelege mit Schlupf im Juli kamen aber vereinzelt fast jährlich vor (insgesamt wenigstens 16 im Zeitraum 1974 bis 1992).

 

Die Erntetermine des Getreides, in denen Bruten stattfanden, sind in Anhang 4 zusammengefasst. Die Ernte der am häufigsten besiedelten Gerste setzte nicht vor Ende Juni ein, die Angaben zum Erntebeginn fallen überwiegend auf die erste und zweite Juli-Dekade, seltener erst auf die dritte. In zwei Jahren (1981, 1987) verzögerte sich die Ernte wegen Regens über einen sehr langen Zeitraum. Die Weizenernte fiel auf die letzte Juli- bzw. erste August-Dekade. Zu den übrigen Feldfrüchten liegen weniger verwertbare Angaben vor, Raps und Roggen wurden ab der zweiten Juli-Dekade geerntet. Feldgras wurde schon im Mai und Juni gemäht.

 

Nahrung

 

Die Jagdflüge der Männchen erfolgten überwiegend in südliche Richtung auf den Haarstrang. Offenbar boten das dort durch schlechtere Bodenverhältnisse bedingt, magere, dünner stehende Getreide und später die stillgelegten Flächen gute Jagdmöglichkeiten. Jagende Männchen wurden in Entfernungen von zehn bis 14 Kilometern vom Horst entfernt beobachtet. Männchen, die im Bereich Hölterhof und Verne brüteten, flogen zum Beispiel bis weit südlich von Upsprunge (Brenker Mark, Flugplatz) und ein bei Thüle brütendes Männchen flog bis in die Umgebung der Mülldeponie Sande. Die Weibchen jagten in Horstnähe, an den Randstreifen der Feldwege und in den Getreidelücken. In mäusearmen Jahren haben die Weibchen aber auch weite Jagdflüge unternommen. Ein Beispiel ist ein melanistisches Weibchen, das 1987 westlich von Langeneicke brütete und 3,6 bis 3,8 Kilometer vom Horst entfernt jagend bei Erwitte angetroffen wurde, während die Jungvögel schutzlos und frierend im Nest saßen.

 

Als Hauptbeutetiere wurden Feldmäuse, weniger Schermäuse, sowie Vögel, Käfer und Insekten beobachtet. In der Zeit, in der die Jungen der Kleinvögel die ersten unbeholfenen Flüge unternehmen, wurden auch diese erbeutet, selten Eier von Kleinvögeln. Gelegentlich wurden Fasanenküken und Reste von Junghasen gefunden, einmal eine Wachtel. Systematische Aufzeichnungen zur Nahrung liegen von 1981 bis 1991 vor. In dieser Zeit wurden 223 Gewölle opportunistisch an Sitz- und Kröpfplätzen und bei Horstkontrollen gesammelt, an der Luft getrocknet und aufbewahrt. Außerdem liegen 102 Sichtbeobachtungen von Beutetieren vor (Tabelle 5).
Tabelle 5: Ergebnisse der Gewölleuntersuchungen und Sichtbeobachtungen zur Beute von Wiesenweihen in der Hellwegbörde von 1981 bis 1991.

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In den Gewöllen wurden in 152 Fällen Reste von Wirbeltieren und in 196 Fällen Reste von Käfern gefunden, die aber kaum quantitativ auszuzählen sind und hinsichtlich ihrer Biomasse keine große Rolle spielen (Hölker & Wagner 2006). Bezogen auf ihr Vorkommen in den untersuchten Gewöllen waren etwa zwei Drittel der identifizierten Wirbeltierbeute Kleinsäuger und etwa ein Drittel Vögel. Unter den Sichtbeobachtungen waren 39 % der identifizierten Beute Kleinsäuger und 61 % Vögel. Dieser Unterschied ist vermutlich dadurch zu erklären, dass Vögel bei den Beuteflügen durch abstehende Federn leichter als solche zu erkennen sind (siehe auch oben). Die hier wiedergegebenen Daten erlauben keine detaillierte Analyse der Nahrungszusammensetzung und ihres Einflusses auf den Bruterfolg, wie sie Hölker und Wagner (2006) für die Jahre 1993 bis 2002 vorgelegt haben. Festzuhalten ist aber, dass auch in den 1980er Jahren neben den Kleinsäugern Vögel einen nennenswerten Anteil der Beute ausmachten.

 

 

Beobachtung eines melanistischen Wiesenweihenweibchens

Bei der Wiesenweihe gibt es eine genetisch bedingte Färbungsvariante, die auf Grund starker Einlagerung von dunklen Farbpigmenten (Melaninen) deutlich dunkler bis schwarz gefärbt ist. Lontkowski und Skakuj (1995) geben weitere Beschreibungen und Fotos. Solche melanistischen Weihen sollen nach Glutz von Blotzheim et al (1989) in West- und Mitteleuropa stellenweise nicht selten sein. Im Rahmen der sechsundzwanzigjährigen intensiven Beobachtung der Wiesenweihen in der Hellwegbörde wurde von 1966 bis 1992 (293 Bruten) allerdings nur dieser eine Fall dokumentiert.

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Abbildung 10: Brut eines melanistischen Wiesenweihenweibchens in der Hellwegbörde bei Langeneicke 1987. Nur einer der Jungvögel ist ebenfalls melanistisch (Foto D. Glimm).
In den Jahren 1986 und 1987 hielt sich ein melanistisches Weibchen in der Hellwegbörde auf. Der Vogel wurde zuerst 1986 in der Feldflur zwischen Ostinghausen und Weslarn in der Nähe junger Rohrweihen beobachtet und hielt sich längere Zeit in der Umgebung auf. Es wurde vermutet, dass das Weibchen vorher in der Nähe erfolglos gebrütet hatte. Sehr wahrscheinlich dasselbe Weibchen brütete dann 1987 westlich von Langeneicke. Von den drei Jungvögeln war nur einer melanistisch (Abbildung 10+11). Leider legte sich das Getreide kurz vor dem Ausfliegen. In der Folge wurden von den drei Jungvögeln zwei durch Prädatoren getötet, darunter der melanistische. Der Jungvogel wurde trotz des noch unstabilen und weniger haltbaren Jugendgefieders von Fritz Raap präpariert. Er befindet sich in der Sammlung von Doris Glimm (Abbildung 12). Das melanistische Weibchen wurde in den Folgejahren nicht mehr beobachtet. Auch später ist unseres Wissens nur ein weiteres Tier beobachtet worden. Im Jahr 1998 hielt sich vom 19.5. bis zum 14.6. ein junges melanistisches Männchen in der Feldflur östlich von Erwitte auf und jagte über stillgelegten Ackerflächen (Hölker 1999, Vierhaus mündl.).

 

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Abbildung 11: Brut eines melanistischen Wiesenweihenweibchens in der Hellwegbörde bei Langeneicke 1987. Hier die älteren Jungvögel (Foto D. Glimm).
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Abbildung 12: Der präparierte melanistische Jungvogel (Foto D. Glimm).

Sonstige Beobachtungen zu Landschaftswandel und Naturschutz

 

Gegenüber den Anfangszeiten des Weihenschutzes in den 1970er Jahren ist es bis heute zu einem deutlichen Wandel der Landbewirtschaftung und der Vogelfauna der Vorkommensgebiete der Wiesenweihe in der Hellwegbörde gekommen. Diese Entwicklungen können hier nicht umfassend dargestellt oder sogar quantifiziert, sondern allenfalls schlaglichtartig beleuchtet werden.
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Abbildung 13: Blick von einem Horst der Wiesenweihe in die Hellwegbörde. Der weiträumige Charakter der Landschaft ist bis heute weitgehend erhalten geblieben (1980, W. Prünte).

 

Zu Beginn der Schutzmaßnahmen wurde angenommen, dass es sich um gezielte Maßnahmen in ungünstigen Einzelfällen handelte, die aber nicht dauerhaft notwendig sein würden. Diese Hoffnung gründete auf dem zunehmenden Bewusstsein für Fragen des Naturschutzes in den 1970er Jahren, das auch die Landbewirtschaftung verändern würde. Diese Hoffnung hat sich in der Hellwegbörde wie in anderen Regionen Europas, auch durch veränderte Rahmenbedingungen der Landwirtschaft, nicht bestätigt. Heute ist die Wiesenweihe hier, wie in ganz Deutschland, auf den Schutz der Getreidebruten vor der Ernte angewiesen (Stiefel 2010). Auch die anderen Vogelarten der Agrarlandschaft nehmen flächendeckend im Bestand ab.

 

Früher war die Technisierung der Landwirtschaft noch nicht so weit fortgeschritten. Die Ernte findet heute oft 14 Tage früher statt als in den 1970er und 1980er Jahren. Damit einher geht eine zeitliche Vorverlegung des Strohpressens und der Stoppelbearbeitung. Dazu kommen breitere und schnellere Erntemaschinen. Dies führt dazu, dass eben flügge Jungtiere der Wiesenweihe (und anderer Arten) kaum noch Fluchtmöglichkeiten haben, da sie nicht schnell und ausdauernd genug sind.

 

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Abbildung 14: In den 1970er Jahren war die Technisierung der Landwirtschaft noch nicht so weit fortgeschritten. Kleinere und langsamere Erntemaschinen und spätere Erntetermine gaben Bodenbrütern eine Chance (1975, H. Vierhaus).
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Abbildung 15: Eine Wiesenweihe auf einem unbefestigten Feldweg mit breitem Saum. Solche Strukturen waren und sind bis heute wichtige Lebensraumelemente für Weihen und andere Feldvögel (1980, D.Glimm).

 

Bezogen auf den Beobachtungszeitraum waren Arten wie Grauammer, Wiesenpieper und Feldlerche früher häufiger zu beobachten. Führende Rebhühner wurden oft gesehen, häufig drei Gesperre am Tag mit je acht bis zehn Jungen. Wachteln wurden in der Brutzeit der Wiesenweihe häufiger gehört. Wachtelkönige wurden auch tagsüber am Rand verbuschter Ödflächen (z.B. Feldflur nordöstlich Oestereiden) und an Wiesenrändern verhört. Im Bereich des Rabbruch bei Verlar, im Hüsteder Feld nördlich Geseke und in der Feldflur zwischen Weickede und Nettelstädt, nahe der Pöppelsche, wurden noch Bruten des Braunkehlchens beobachtet. Die Nester fanden sich im Grünland unter den Zäunen.

 

In den Feldfluren waren Weiden und Wiesen, aber auch Hecken und Gebüsche damals noch häufiger. Mit Einführung der Flächenstilllegung 1988/1989 wurden Stilllegungen zum Teil für fünf und zehn Jahre festgeschrieben, und damals kaum Rotation der Flächen verlangt, so dass sich insbesondere auf den für die Stilllegung bevorzugten Grenzertragsstandorten des Haarstranges magere Ackerbrachen entwickelten. Auch am Rand der Steinbrüche bei Erwitte und Geseke gab es breitere magere Randstreifen als heute. Diese Strukturen boten gute Lebensräume für Feldvögel und Jagdmöglichkeiten für die Wiesenweihe.

 

Unbefestigte Feldwege und Säume waren und sind bis heute wichtige Lebensraumelemente für Weihen und andere Feldvögel. Heute werden die Feldränder vielfach lange vor der Ernte des Getreides gemäht und die Grabenränder ausgemäht, so dass Nester zerstört werden und die Nahrungsgrundlage für Feldvögel verringert wird. Schon um ca. 1980 wurde beim Kreis Soest angeregt, Grasstreifen an den Feldwegen wieder auszumessen. Dies wurde mit der Begründung, dass eine Neueinmessung zu teuer sei, abgelehnt.

 

Weitere nachteilige Entwicklungen sind die einseitigere Fruchtfolge, der Flächenverbrauch, und die Intensivierung der Landwirtschaft. Neue Getreidesorten sind dicht stehend, da sie als Hybridzüchtungen früher gesät werden und sich dichter bestocken. Dadurch sind sie in der fortgeschrittenen Brutzeit für am Boden lebende Kleinvögel, Wachteln und Wachtelkönige nicht durchgängig. Raps und Mais bieten kaum Brutmöglichkeit und deutlich weniger Nahrung.

 

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Abbildung 16: Die Feldfluren um Langeneicke sind bis heute ein wichtiges Brutgebiet der Wiesenweihe (1978, Ch. Glimm).

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Abbildung 17: Die Kinder der Landwirte wurden bei der Beringung an „ihre“ Weihen herangeführt (1980, Ch. Glimm).

Dank

 

Ein besonderer Dank gilt den Landwirten für die hervorragende Zusammenarbeit. Sie haben die Schutzzonen akzeptiert, störende Leute von den Horsten geholt und waren immer einverstanden, so wenig wie möglich an die Öffentlichkeit dringen zu lassen, um den Schutz nicht zu gefährden. Ein Landwirt erlaubte sogar jugendlichen Motorradfahrern auf seinem eigenen Feld zu rasen, anstatt auf einem Feld mit einer Weihenbrut.

 

Die Lohnunternehmer und Mähdrescherfahrer haben sich trotz der bei der Ernte entstehenden Hektik voll für die Rettung der Jungen eingesetzt und Verzögerungen in Kauf genommen, damit die Bruten geschützt werden können. Besonders zu erwähnen sind hier Herr Konrad Mergenmeier (Langeneicke), Herr Johannes Scherf (Thüle) und Herr Altrogge (Upsprunge), die sich über viele Jahre für den Schutz eingesetzt haben.

 

Die Gewölle wurden dankenswerter Weise von Herrn Dr. Thomas Wagner, Konstanz, untersucht.

 

Tierarzt Dr. Brinkmann, Horn, und Förster Siebels, Gut Schwarzenraben, gaben viele Hinweise auf Nester.

 

Ausgleichsvergütungen für die Landwirte wurden zunächst aus Mitteln der Jagdabgabe und einzelner Hegeringe gezahlt. Ab 1989 stellte das Land Nordrhein-Westfalen Mittel für Ausgleichsvergütungen zur Verfügung. Der damaligen Mitarbeiterin des ehemaligen Amtes für Agrarordnung, Frau Margenburg, sei für die Abwicklung der Landesförderung für Schutzvereinbarungen gedankt. Im Bereich des Amtes für Agrarordnung Warburg wurde dies von Herrn Kröger betreut.

 

Bei der Erstellung dieser Dokumentation half Josef Brackelmann durch Bearbeitung der Fotos und Hilfen beim Layout. Helmut Abeler, Dagmar Fromme, Hubertus Illner, Hermann Knüwer und Falko Prünte sahen den Text durch. Hermann Knüwer bearbeitete die Daten zu den Rückstandsanalysen.

 

Quellen

 

Bednarek, W., Hausdorf, W., Jörissen, U., Schulte, E. & Wegener, H. (1975): Über die Auswirkungen der chemischen Umweltbelastung auf Greifvögel in zwei Probeflächen Westfalens. Journal für Ornithologie 116: 181-194.

 

Beyerbach, M., Büthe, A. & H. Knüwer (2000): Rückstände von Organochlorpestiziden, PCB und Quecksilber in Sperbereiern – ein Beitrag aus dem westfälischen Münsterland. Populationsökologie Greifvogel- und Eulenarten 4: 417-433.

 

Conrad, B. (1977): Die Giftbelastung der Vogelwelt Deutschlands. Vogelkundliche Bibliothek Bd. 5, Kilda-Verlag.

 

Conrad, B. (1981): Zur Situation der Pestizidbelastung bei Greifvögeln und Eulen in der Bundesrepublik Deutschland. In: Greifvögel und Pestizide. Ökologie der Vögel 3, Sonderheft: S. 161–167.

 

Denker, E., Büthe, A., Glimm, D., Hölker, M., Prünte, W. & T. Trendelkamp† (2003): Veränderungen in der Zusammensetzung der PCB- und DDT-Gemische in verschiedenen Lebensstadien der Wiesenweihe (Circus pygargus) und der Rohrweihe (Circus aeruginosus) in Nordrhein-Westfalen, Deutschland. Journal für Ornithologie, 144: 411–417.

 

Fröhling W. & W. Prünte (1966): Brut der Wiesenweihe bei Unna. Anthus 2:53-55.

 

Glimm, D., M. Hölker & W. Prünte (2001): Brutverbreitung und Bestandsentwicklung der Wiesenweihe in Westfalen. LÖBF Mitteilungen 2/2001:57-67.

 

Glutz von Blotzheim, U.N., Bauer, K.M. & E. Bezzel (1989): Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 4 Falconiformes. Akademische Verlagsgesellschaft, Frankfurt am Main.

 

Griesenbrock, B. (2006): Habitat und Nistplatzwahl der Wiesenweihe (Circus pygargus L.) in der Hellwegbörde. Diplomarbeit an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Lehrstuhl für Landschaftsökologie.

 

Hölker, M. (1999): Schutzprogramm für Wiesenweihen und Rohrweihen in Mittelwestfalen – Jahresbericht 1998. Bad Sassendorf, Lohne.

 

Hölker, M. (2002a): Artkapitel Wiesenweihe. In: Nordrhein-Westfälische Ornithologen Gesellschaft (Hrsg.) (2002): Die Vögel Westfalens: Ein Atlas der Brutvögel von 1989 bis 1994. Beiträge zur Avifauna Nordrhein-Westfalens, Bd. 37.

 

Hölker, M. (2002b): Beiträge zur Ökologie der Wiesenweihe Circus pygargus in der Feldlandschaft der Hellwegbörde/Nordrhein-Westfalen. Ornithologischer Anzeiger 41 (2/3): 201-206.

Hölker, M. & T. Wagner (2006): Nahrungsökologie der Wiesenweihe Circus pygargus in der ackerbaulich intensiv genutzten Feldlandschaft der Hellwegbörde, Nordrhein-Westfalen. Vogelwelt 127: 37–50.

 

Illner, H. (ohne Jahr): http://www.abu-naturschutz.de/projekte/laufende-projekte/schutz-von-rohr-und-wiesenweihen.html?start=1

 

Illner, H. (2008a): Schutzprogramm für Wiesenweihen und Rohrweihen in Mittelwestfalen – Jahresbericht 2007. Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz, Bad Sassendorf-Lohne.

 

Illner, H. (2008b) Wiesenweihe bleibt der Hellwegbörde treu. Natürlich-ABU-Nachrichten aus unserer Region 2: 2-3.

 

Illner, H. (2013): Artkapitel Wiesenweihe. In: Grüneberg, C., S. R. Sudmann sowie J. Weiss, M. Jöbges, H. König, V. Laske, M. Schmitz & A. Skibbe (2013): Die Brutvögel Nordrhein-Westfalens. NWO & LANUV (Hrsg.), LWL-Museum für Naturkunde, Münster.

 

LWL Landschaftsverband Westfalen-Lippe (2010): Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung Kreis Soest und Hochsauerlandkreis. Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Münster.

 

Lontkowski, J. & M. Skakuj (1995): Die Unterscheidung von Korn- Circus cyaneus, Wiesen- C. pygargus und Steppenweihe C. macrourus. Limicola 9: 233-275.

 

Peitzmeier, J. (1979): Avifauna von Westfalen. 2., unveränderte Auflage mit einem Anhang. Abhandlungen aus dem Landesmuseum für Naturkunde zu Münster in Westfalen 41: Heft 3/4.

 

Stiefel, D. (2010): Zur Situation der Wiesenweihe Circus pygargus in Deutschland – Charadrius 46: 18-27.

 

Anhang

Anhang 1: Zahl der festgestellten Brutpaare, Zahl der lokalisierten Neststandorte und die Zahl der Ersatz- bzw. Nachgelege der Wiesenweihe in der Hellwegbörde in den Jahren 1966 bis 1992.

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Anhang 2: Rückstandskonzentrationen in Resteiern der Wiesenweihe aus der Hellwegbörde.

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Rückstandskonzentrationen in Resteiern der Wiesenweihe aus der Hellwegbörde, angegeben in ppm bezogen auf Trockengewicht. (Schwarz: ppm, bezogen auf Trockengewicht, Rot: ppm, bezogen auf extrahierbares Fett, SP = in Spuren vorhanden, XX = keine Angabe bzw. unterhalb Nachweisgrenze (< 0,05 ppm), E: Embryo).

Methodische Anmerkungen

 

Je nach vorausgegangener Bebrütungszeit enthielten die Eier teilweise unterschiedlich weit entwickelte Embryonen. Allerdings wurde der Zustand des jeweiligen Eiinhaltes nicht in allen Fällen dokumentiert. In einem Fall entstammten fünf Eier aus einem Gelege, in sechs Fällen (2 Eier in 1975, 2 Eier in 1976 und 2 Eier in 1980) ließ sich nicht mehr rekonstruieren, ob die jeweils zwei Eier in einem oder in zwei verschiedenen Gelegen gefunden wurden. In allen übrigen Fällen waren die Eier verschiedenen Gelegen zuzuordnen.

 

Bei der Analyse von Rückständen werden Konzentrationsgrößen angegeben in ppm (= parts per million, entspricht 1 Milligramm pro Kilogramm). Diese müssen auf eine vergleichbare Bezugsgröße bezogen werden. Sowohl im Labor in Münster wie auch in Freiburg wurden die Eier der Wiesenweihe getrocknet. Eine kleine, exakt bestimmte Menge des getrockneten Eiinhaltes diente der weiteren Aufbereitung. Dazu zählte auch die Bestimmung des Fettgehaltes der Probe, um die Konzentrationsangabe auf den Fettgehalt der Probe zu beziehen. Denn Chlorkohlenwasserstoffe reichern sich vornehmlich im Fettgewebe eines Organismus an. Werden die ermittelten Konzentrationen auf das Trockengewicht bezogen, ergeben sich deutlich niedrigere Konzentrationen.

 

Größere Unwägbarkeiten gibt es insbesondere, wenn Resteier untersucht werden, die unterschiedlich alt und eingetrocknet sind und verschiedene Embryonalstadien enthalten. Im Laufe der Embryonalentwicklung ändert sich der Fettgehalt, was Einfluss auf das auf Fett bezogene Konzentrationsniveau hat. Die Trocknung des Eiinhaltes kann die Unwägbarkeiten durch verschiedene Wassergehalte weitgehend kompensieren, doch können auch chemische Substanzen beim Trocknungsprozess der Probe unter Umständen verdunsten.

 

In vielen Untersuchungen wird auf die Trocknung des Eiinhaltes verzichtet und die Konzentration auf das Feuchtgewicht bezogen. Dies hat den Vorteil, dass sehr viel mehr Proben analysiert werden können, wodurch die oben genannten Unwägbarkeiten abgemildert werden können.

 

Im Laufe der Jahre hat sich auch die Analysemethode und die Empfindlichkeit der eingesetzten Apparaturen deutlich verbessert, weshalb Vorsicht angeraten ist, wenn Literaturangaben aus verschiedenen Zeiträumen miteinander verglichen werden. Hieraus ergibt sich, dass die gemessenen Konzentrationen, gerade wenn es sich um eine begrenzte Probenzahl handelt, nicht überbewertet werden sollten. Gleichwohl lassen die Ergebnisse eine grobe Einschätzung des Belastungsniveaus sowie einen groben Vergleich mit anderen Arten zu.

 

Um Vergleiche der hier auf Trockengewicht bezogenen Konzentrationen mit Angaben von auf Feuchtgewicht bezogenen Konzentrationen anstellen zu können, muss man letztere durch fünf teilen, denn das Verhältnis zwischen Trockensubstanz und Frischmasse liegt etwa bei 1:5.

 

Anhang 3: Phänologie der Wiesenweihenbruten in der Hellwegbörde in den Jahren 1966 bis 1992 (In Klammern: Früheste Daten, M: Männchen, W: Weibchen).

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Anhang 4: Phänologie der Ernteaktivitäten in der Hellwegbörde in den Jahren 1966 bis 1992 (In Klammern: Früheste Daten).

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Anhang 5: Lage der Neststandorte der Wiesenweihe in der Hellwegbörde in den Jahren 1966 bis 1992.